Romana Brandstätter hinterfragt in ihren Arbeiten unter anderem die Wahrnehmung und Auffassung von Wirklichkeit. Ausgehend davon, dass wir alle sprichwörtlich in unserer eigenen Welt leben, sieht sie zwar große Überschneidungen bei den „Einzelwirklichkeiten“, hält allerdings das sich individuell Unterscheidende für wesentlich. So versucht sie, die Figuren in ihren Bildern in deren ganz eigenen, momentanen Welt bzw. Wirklichkeit zu fassen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der verschwimmenden Grenze von Traum und Wirklichkeit zu, wie die Künstlerin erklärt: „Ich verstehe Träume als ein Wachen im Schlaf und ein Reisen in unsere innere Wirklichkeit, die zur Katharsis, zur inneren Klärung und (Selbst-)Erkenntnis führen kann.“ Eine große Faszination übe Surreales wie das Alogische und die Unbegrenztheit der Möglichkeiten in den Traumwelten auf sie aus.

Das ausgesetzte Individuum in hintergründiger, vielschichtiger Begegnung mit der Natur

„Es sind die Fragilität und Ausgesetztheit des Individuums – sowohl im bewussten als auch im unbewussten Dasein – Spannungsfelder wie Nähe und Distanz oder Eingrenzung und Unbegrenztheit, die mich beschäftigen“, so Brandstätter. In ihren großformatigeren Bildern finden sich die Figuren – das fragile, sich selbst überlassene Individuum – meist sind es Kinder oder Jugendliche – inmitten der Natur, wobei diese oft an Traumlandschaften erinnert, sei es durch das Aufheben der Schwerkraft, irreale Proportionen oder irritierende Details. So changieren die Szenerien zwischen Idealtypischem und Rätselhaftem, vermitteln Idylle wie auch Befremden, Naturnähe wie auch Entrücktheit, und offenbart sich etwa „unheimliche Geborgenheit“ als doppeldeutig. Auch bei menschenleeren Landschaften hebt die Künstlerin in der Natur vorfindliche Strukturen hervor und vertieft sich ebenso bei ihren rein naturalistischen Darstellungen in Details.

Text von Olaf Sailer